Geschichte Joachimsthal
Burg Grimnitz
Seit früher Zeit ist unsere Umgebung besiedelt. Darauf weisen Hügelgräber und andere Gräberfelder hin. Brandenburgische Kurfürsten dehnten ihre Machteinflüsse im Laufe der Zeit immer weiter aus. Lange waren Grimnitzsee und Welse Grenze zwischen Brandenburg und Pommern. Vermutlich 1247 wurde die Burg Grimnitz errichtet. Sie diente den Askaniern als häufiger Aufenthalts- und auch Urkundungsort. Die älteste noch heute bekannte Urkunde stammt aus dem Jahre 1298. Nach Erlöschen des Geschlechts der Askanier wurde die Burg Grimnitz erst im 16. Jahrhundert wieder beliebter Aufenthaltsort insbesondere zur Jagd und auch zu Ritterspielen. Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert betrieben die brandenburgischen Kurfürsten mit ihrer Wirtschaftspolitik den forcierten Landesausbau im Finowthal und in der großen Heide (Schorfheide).
Ansiedlung
Um das Jahr 1577 existierte bereits eine Glashütte, die von Leonhard Thurneysser (Alchimist und kurfürstlicher Leibarzt etc.) verbessert werden sollte. Kurfürst Joachim Friedrich (1598-1608) ließ 1601 bei der Burg Grimnitz eine neue Glashütte errichten. Um Qualitätsglas herstellen zu können, siedelte er acht böhmische Glasmacher an, die im Frühjahr 1602 die Arbeit aufnahmen. Ein „Mann Gottes“ genannter Glasmacher fertigte Glasscheiben, Puseckel, Michael Pfohl, Pflaster Hans, Martin Seidler und Rothe fertigten gemeine Gläser und Herzknöpfchen. Adam Schyritz und Christoph Friedrich machten bessere Gläser. Dem 1601 bestellten Glashüttenmeister und Inspektor der Glashütte Martin Friedrich, der auch die Glasmaler und das Gesinde zu beaufsichtigen hatte, wurde schon Mitte 1602 der Hüttenschreiber Joachim Hippener zur Seite gestellt, da die Glasherstellung außerordentlich erfolgreich verlief. Neben den Glasmachern siedeln sich auch Tuchmacher und Angehörige anderer Gewerke im nun „Flecken Joachimsthall“ genannten Bereich an. Die Bedingungen für die Ansiedlung sind mit den Privilegien für Joachimsthall und auch für Grimnitz überliefert.
Entwicklung
1601 besprach der Kurfürst Joachim Friedrich mit Dr. Christoph Pelagus von der Viadrina (Universität Frankfurt an der Oder) und dem Hofprediger Johannes Flack sowie Simon Gedicke den Plan, nach sächsischem Vorbild, eine Fürstenschule zu gründen, um Knaben auf das Universitätsstudium besser vorzubereiten. Der Ort sollte abseits großer Städte liegen, damit die Ablenkung der Knaben gering sei. Ob bereits damals die Ansiedlung bei der Burg Grimnitz feststand, ist nicht überliefert. Mit Wirkung vom 1. Januar 1604 erhielt Joachimsthal Stadtrecht. Bald darauf muß mit der Errichtung von Kirche und Schulgebäuden begonnen worden sein, denn die Einweihung der Kirche erfolgte am 23. August 1607 und am Folgetag die der Schule, die als Alumnat für 120 Knaben betrieben wurde. Die Fürstenschule erhielt reichen Besitz und Einkünfte. Dazu zählen u.a. das kurfüstliche Jagdhaus, umfangreicher Landbesitz, Fischereirechte, die Glashütte, Mühlen, Rechte in der Stadt Joachimsthal. Die Ausstattung ist mindestens vergleichbar mit der inzwischen säkularisierten Klöster. Für die Verwaltung und den Betrieb der Fürstenschule, die später Joachimsthalsches Gymnasium genannt wurde, diente das Joachimsthalsche Schulamt. Anfänglich streng lutherisch ausgerichtet wurde die Schule durch Johann Sigismund (Joachim Friedrichs Sohn und Nachfolger) zur Pflegestätte des reformierten Glaubens.
Dreißigjähriger Krieg und das Joachimsthalsche Gymnasium
Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges gab es immer wieder Schwierigkeiten. Schüler warb man zu Kriegsdiensten. Belastungen und Plünderungen trotz mehrfacher Schutzbriefe seit 1625 nahmen zu und führten in der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1636 (Überfall und Verwüstung durch Reiter) zur Flucht der Lehrer und Schüler. Auch die Burg (Schloß) Grimnitz erlitt Schäden, das dem Joachimsthalschen Gymnasium gehörende Vorwerk, der Schönhof in Golzow, wurde niedergebrannt. 1647 erfolgte die vorübergehende Vereinigung mit der reformierten Schule in Kölln an der Spree. Das Joachimsthalsche Gymnasium war ab 1688 in der Burgstraße in Berlin und ab 1912 in Templin. Dort erhielt der Standort um 1954 andere Aufgaben. Das Joachimsthalsche Schuldirektorium mit seinen speziellen Aufgaben lenkte auch die Geschicke der Mediatstadt Joachimsthal. Erst seit 1872 hat Joachimsthal eine selbständige Magistratsverwaltung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden neue Glashütten in Grimnitz errichtet. Die Stadt Joachimsthal wuchs nur langsam. Die meisten Gebäude waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt.
Entwicklung Joachimsthal bis 1945
Der Stadtbrand vom 20. April 1814 vernichtete 39 Gehöfte, den Schulamtshof mit dem Amtsgebäude, allen Ställen und Scheunen, Brauerei und Brennerei, Kirche, Schule und Predigergehöft. Dieser Stadtbrand löste umfangreiche Aktivitäten zum Wiederaufbau aus. Bereits bis zum Sommer 1814 mußten die Scheunen und bis zum Herbst, spätestens bis Weihnachten die Ställe errichtet sein, um die Ernte und die Tiere unterzubringen. Pläne wurden erstellt und zur Genehmigung an königliche Ämter gereicht. Schinkel befaßte sich gründlich mit dieser Problematik und veränderte Pläne zur Wiedererrichtung von Kirche, Amtshaus, Brauerei und Brennerei, Schule, Predigergehöft, Ställen und Scheune. Die Kirche wurde 1820 wieder fertig, die Schule vermutlich 1823. Schinkel lobte u.a. die Arbeit der Königlichen Ziegelei und die Qualität der dort produzierten Formziegel und Klinker, die er auch für Wasserbauten im Lande empfahl bzw. herstellen ließ. Der Bau der Eisenbahnlinie von Britz über Joachimsthal nach Templin ging zügig voran. Im Mai 1898 erfolgte die Inbetriebnahme der Strecke von Eberswalde bis Joachimsthal. Im Oktober 1898 reiste Kaiser Wilhelm II mit der Bahn zur Jagd in der Schorfheide an. Er wurde auf dem Bahnhof Werbellinsee (Kaiserbahnhof) von der Bevölkerung empfangen. 1888 wird der Gutsbezirk Joachimsthal in die Stadt eingemeindet, 1929 folgen Teile des Gutsbezirkes Grimnitz Forst und des Forstgutsbezirk Schorfheide (Joachimsthal Forst mit Dammshaus, Zorndorf und Steingrube). 1938 wird auch Altgrimnitz eingemeindet.
Bei Kriegsende 1945 bleibt Joachimsthal dank Übergabe einer Proklamation durch beherzte Bürger am 27. 4. 1945 an sowjetische Offiziere unversehrt.